"Ist es nicht verrückt wie sich Tag für Tag nichts verändert, doch wenn man zurück schaut ist trotzdem alles anders..."
- C.S. Lewis
Hallo.
Mittlerweile haben wir schon fast März und im laufenden Jahr habe ich noch nichts „zu Papier“ gebracht. In erster Linie liegt das wohl daran, dass es immer schwerer wird, noch ein paar zusammenhängende Gedanken zu finden, die man für erwähnenswert hält und die hier – auf die eine, oder andere Art – noch nicht verewigt wurden.
Es ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her, dass ich – mit viel Hilfe einer lieben Freundin – aus meiner Grube voller Selbstmitleid gekrochen bin, um mein „neues“ Leben zu akzeptieren und… naja, das Beste daraus zu machen. Rückblickend glaube ich, dass das Akzeptieren der weitaus schwerere Teil war – die Veränderung und Anpassung an die neuen Umstände hingegen war der interessante.
Motivation kommt nicht nur durch den Willen, etwas zu verändern, sondern auch dadurch, dass man die Möglichkeiten zur Veränderung / Verbesserung erkennt. Im Frühjahr 2019 gab es noch ausreichend Möglichkeiten dazu, weshalb es mir in dieser Zeit wohl auch emotional am besten ging. Motivation und das Anerkennen vieler kleiner Siege können einen ziemlich gut über Wasser halten – es braucht nicht immer das Große und Außergewöhnliche.
Dummerweise hält dieser Zustand meist nicht ewig an. Seit einigen Monaten bin ich an einem Punkt, an dem ich sagen kann, dass ich mein Leben in allen wichtigen Aspekten im Griff habe. Vieles könnte deutlich besser sein, vor allem was die eigentlichen Lebensumstände angeht, aber es gibt auch keine dringenden Baustellen mehr. Was ich schaffen wollte, habe ich – soweit ich es beeinflussen konnte – geschafft und die kleinen Errungenschaften, auf die man zumindest insgeheim stolz war, sind zu einem Teil des Alltags geworden. Es ist nicht mehr nennenswert, wenn ich von Tag zu Tag schaffe, was mir vor einem Jahr noch wie eine Herausforderung erschien…. Es wäre nur noch erwähnenswert, wenn ich es nicht schaffe.
Im Großen & Ganzen hat sich also sehr wohl einiges geändert (wenngleich die Veränderungen auch keine dramatischen waren, wie ich es bereits in meinem letzten Beitrag erwähnt habe) – von Tag zu Tag jedoch tut sich nichts mehr. Zumindest fühlt es sich so an. Es fehlen die kleinen Herausforderungen, die zu kleinen Siegen führen können, über die es sich zu berichten lohnt (auch wenn sie anderen vielleicht marginal erscheinen). Stattdessen sind nur die Anforderungen gewachsen, die man an sich selber stellt. Ihnen gerecht zu werden ist nicht das gleiche, wie ein Sieg & definitiv nichts, worüber es sich zu schreiben lohnt.
Das ist im Prinzip auch völlig in Ordnung so, denn es sollte nicht der Erwähnung wert sein, dass man mit 33 seinen Alltag meistert und einfach… naja… funktioniert.
Und dennoch: Die Aussicht, dass es für absehbare Zeit wohl so bleiben wird – dass es nur noch darum geht, nicht an den immergleichen Hürden zu scheitern… Diese Aussicht ist manchmal unglaublich deprimierend.
Das klingt irgendwie nach Jammern auf hohem Niveau. Fast als würde ich mir mehr Probleme in meinem Leben wünschen... So ist es natürlich nicht gemeint. Ich habe es nur geschafft, mich sehr gut an Umstände anzupassen, die mir eigentlich zuwider sind, während ich mich gleichzeitig nicht in der Lage fühle, etwas an diesesn Umständen zu ändern. Man fühlt sich irgendwie gefangen.
"Es gibt kein richtiges Leben im Falschen", so sagt man wohl...
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„Alles, was Du tun musst, ist einen wahren Satz zu schreiben. Schreib den wahrsten Satz, den Du kennst.“
- Ernest Hemingway
Es ist, wie es ist.
Ich glaube, ich kenne keinen Satz, der mehr Wahrheit birgt und deswegen sind das wohl auch die Worte, die ich am häufigsten vor mich hinmurmele, wenn die Stille, die Leere und der Gedanke an morgen nicht mehr zu ertragen sind.
Es ist, wie es ist. Und es kommt, wie es kommt.
Das ist fast schon zu einem Mantra geworden, wenn ich mich zu sehr an Umständen aufreibe, die ich schlichtweg nicht ändern kann (was viel zu häufig vorkommt). Im Gegensatz zum optimistischen „Du hast es in der Hand“ ist das zwar eine äußerst triste Sicht auf die Dinge, aber sie bietet auch eine Art trostlose Beruhigung… Wie der Blick auf einen wolkenverhangenen Himmel. Keine Sonne, keine Sterne – aber auch kein Regen und kein Sturm. Trostlos, aber unbedrohlich.
Rückblickend gehört wohl auch das zu den Dingen, die sich im vergangenen Jahr geändert haben. Depressionen und das Gefühl der Einsamkeit gehörten auch schon früher zu meinem Leben dazu, aber mein altes Leben bot mehr Möglichkeiten zur Ablenkung und Flucht. Jetzt bleiben mir nur stoische Akzeptanz und der Gedanke, dass ich an manchen Dingen einfach nichts ändern kann.
Der Sturm zieht durch und richtet seine Schäden an. Wenn er vorbei ist, versucht man etwas Ordnung zu schaffen und irgendwann kommt dann der Nächste. So läuft es und so geht es weiter. Man gewöhnt sich an alles.
Ein Bier, ein Glas Wein, der Blick aus dem Fenster… Es ist, wie es ist. Und es kommt, wie es kommt.
Natürlich hilft diese Einstellung nicht in dem Sinne, dass sich dadurch irgendetwas verbessert. Die Trauer wird nicht weniger intensiv und die Nacht nicht weniger dunkel… Aber man erspart sich den Druck und die Enttäuschung, wenn man einfach nicht dagegen ankämpft.
Auch versuche ich in solchen Situationen mittlerweile, die Finger von meinem Handy zu lassen und mich nicht mehr an andere zu wenden. Man fühlt sich dann ohnehin nicht wirklich zurechnungsfähig… Lieber sage ich also nichts, als dass ich die Situation unnötig dramatisiere, oder Dinge schreibe, die mir später vermutlich unangenehm sind, weil einem die eigenen Gedanken im Nachhinein selbst fremdartig vorkommen.
Ich rede mit manchen Leuten dennoch häufig über diese Themen (und finde das auch sehr wichtig), nur eben nicht, wenn der Sturm gerade tobt… denn ich treibe ihn nicht gern durch anderer Leute Leben.
Keine Ahnung, ob das eine „gute“ Herangehensweise ist – viele würden dem wohl widersprechen. Besonders gesund ist sie vermutlich auch nicht. Aber für mich funktioniert sie… irgendwie.
Es ist, wie es ist.
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"Soll ich mir das Leben nehmen, oder eine Tasse Kaffee trinken?"
- Albert Camus
Viel pragmatischer (als im o.g. Zitat) kann man mit extremen Umständen wohl nicht umgehen. Irgendwie finde ich das echt beneidenswert…
„Erwachsensein ist scheiße!“… Ich bin sehr froh, dass ich diesen Satz in der letzten Zeit auch von anderen gehört habe & mit dieser Ansicht scheinbar nicht alleine bin. Man fühlt sich manchmal unglaublich dysfunktional, wenn man mal wieder feststellen muss, dass bestimmte Dinge nicht dadurch leichter werden, dass man älter wird. Gewohnheit spielt natürlich eine große Rolle beim Umgang mit den Hürden des Alltags – sie kann vieles erleichtern & kommt mit zunehmendem Alter. Oft habe ich aber dennoch das Gefühl, dass die Essenz des Erwachsenseins nicht ist, alles besser meistern zu können. Vielmehr hört man einfach auf, seine Zweifel zu äußern (nicht zuletzt, weil sie einem unangenehm sind) und wirkt dadurch sicherer. „Fake it till you make it.“
Das Leben, die Gesellschaft – sie erwarten dass man funktioniert. Somit hat man dann kaum eine andere Wahl, als einfach pragmatisch mit Selbstzweifeln und der Gefahr des Scheiterns umzugehen. Man fragt immer seltener nach Rat, oder Hilfe – schließlich schaffen andere es doch auch „allein“. Und so begegnet man dem nächsten neuen Hindernis, wie schon den vorherigen: widerwillig und mit dem ständigen Gefühl, unvorbereitet zu sein.
Man unternimmt Anlauf um Anlauf in der ständigen Hoffnung, irgendwann den magischen Punkt zu erreichen, an dem man sich all dem gewachsen fühlt… und nicht einfach nur älter.
Es sind zum Teil wirklich deprimierende Aussichten, die einem das Leben bietet, wenn man sich nicht regelmäßig ablenkt, oder „aus dem Alltag ausbricht“. Dummerweise geht das natürlich nicht immer. Für Ausbrüche muss die Zeit vorhanden sein & die Umstände müssen stimmen… und von manchen Sorgen kann man sich schlichtweg nicht ablenken.
Ich verliere den Faden, glaube ich…
Manchmal ist es halt einfach scheiße und Gedanken ala „Soll ich mir das Leben nehmen, oder eine Tasse Kaffee trinken?“ wirken dann nachvollziehbarer, als ich es zugeben möchte. Vielleicht auch, weil es fast schon wieder komisch wirkt, wenn man es derartig trocken betrachtet. In diesem Sinne schaffe ich jetzt auch keine zusätzliche Dramatik mehr & spare mir auch die Gedichte. Statt dessen schließe ich stimmungsgerecht mit den Worten von Monty Python:
„Life's a piece of shit,
When you look at it.
Life's a laugh and death's a joke, it's true,
You'll see it's all a show,
Keep 'em laughing as you go.
Just remember that the last laugh is on you!"
When you look at it.
Life's a laugh and death's a joke, it's true,
You'll see it's all a show,
Keep 'em laughing as you go.
Just remember that the last laugh is on you!"
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Das war es vorerst wieder… und aktuell habe ich ernsthafte Zweifel daran, ob hier nochmal was folgen wird – zumindest in dieser Form. Aber wer weiß, vielleicht sieht das in ein paar Wochen schonwieder ganz anders aus. Erfahren werdet Ihr es in jedem Fall…
Obwohl, eins noch:
Nehmt Euch kein Beispiel an mir. Wenn es bei Euch mal stürmt, meldet Euch ruhig – gern auch bei mir. Ihr wisst ja, wie man so schön sagt: „Do as I say, not as I do.“
Also dann… Kommt gut durch die letzten Atemzüge dieses „Winters“. Vielleicht ließt man sich ja nochmal.
Micha