Sonntag, 7. März 2010

Im Dunkeln

Irrend durch enge Gassen. „Wo sind wir? Das hier ist die Pampa!“ Die Richtung stimmt, aber der Weg ist der Falsche. „Parallel.“ sagt die Stimme von ganz weit oben. Die blutunterlaufenen Augen finden schlussendlich ihr Ziel. „Geschlossen“ sagen die Jalousien.

Erneutes Irren. Laufen. Schritthalten. Auf militärische Art.

Angekommen in der wohl dunkelsten Kaschemme Berlins brechen elektronische Beats über mich herein. Es sieht schmutzig aus. Und stickig. Ich mache mich gefasst auf die passenden Gerüche. Modernde Schnapsleichen und Urin währen zu erwarten gewesen, doch bleiben aus. Wirbelnde Lichter weisen uns den Weg zur Ledercouch und ziehen den Boden mit sich. Tapsiges Schleichen ersetzt den flotten Stechschritt, ob der erhöhten Schwindelgefahr. Im sitzen gewöhnen sich die Augen an die Lichtverhältnisse.

Die Deko passt am allerwenigsten zu der netten Tante hinter der Theke. An den Wänden und in schmierig-milchigen Glaskästen hängen leblos die abgetrennten Gliedmaßen irgendwelcher Aliens. Freakig. Ein bisschen Fear and Loathing in Las Vegas. Ohne Zweifel war der Innenarchitekt cracksüchtig. Egal, solange der Gin-Tonic nach mehr schmeckt.

Der Riese ist wütend, denn irgend so ein Typ trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „poetry“. Dämliches T-Shirt, zugegeben. Mr. Universum rupft nervös an einer holländischen Zigarettenschachtel herum. „Rooken is dodenljik“ oder so etwas in der Art steht darauf. Die beiden am Tisch gegenüber haben sich offenbar dafür entschieden, sich gegenseitig aufzufressen, während das kriechende Chaos sich die siebte Zigarette in einer viertel Stunde ansteckt. Es zieht.

Gesprächsfetzen.

Ich (mit verstellter Stimme) : „Wollt ihr das totale Brötchen?“

Riese: „Holt euch jetzt Hitler auf euer Handy, im Jamba Sparabo!“

Mr. Universum: „Sende jetzt HITLER an die 0815 und vermesse die Schädel Deiner Freunde ganz einfach mit Deinem Handy!“

Riese: „Oh man, dafür kommen wir alle in die Hölle…“

In der wabernden Dunkelheit der großstädtischen Nacht geht schlussendlich alles unter. Wörter, Sätze, Gedanken. Wir selbst verlieren uns an einem Bahnhof zwischen Wildfremden, mit dem Bild eines singenden Flaschensammlers, das sich in unser Gedächtnis eingebrannt hat. Planlos wie vorher. Mit vollem Bauch und leerem Kopf.

Man findet keine Erlösung… in einer immerdunklen Nacht.

- Unnützes Wissen: In der 41-jährigen Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik gab es keinen einzigen erfolgreichen Banküberfall.
...wissen se, 's war nisch alles schlecht inna DDR.

- Weisheit der Woche: Es gibt viele Argumente gegen Kinder. Sie sind zu teuer, zu laut, zu klein... und einfach nicht belastbar.

So far...

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