Dienstag, 1. Oktober 2019

Die kleinen Dinge


Teil 1: Eine unerwartete Reise

Hallo zusammen. Es gibt wohl verschiedene Auffassungen von Wahrheit. Und während ich mit Fug und Recht behaupten kann, Euch immer die Wahrheit gesagt zu haben... So habe ich Euch vielleicht doch nicht immer alles erzählt. Ich bin nicht mehr der, der ich einmal war und ich denke es ist an der Zeit, dass Ihr erfahrt, was wirklich geschehen ist...

Meine Geschichte beginnt dort, wo Ihr es bestimmt vermutet habt. Denn sie beginnt, wo jede gute Geschichte anfängt: In einem Loch im Boden.


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Ähm... Moment. Nein, das ist natürlich Unsinn, denn meine Geschichte - bzw. meine unerwartete Reise - begann ja in einem Haus im Wald. (Wenngleich ich mir bewusst bin, dass sich einige von Euch mich wohl ganz gut in einer Hobbithöhle vorstellen können... Schandmäuler.)

Okay, lassen wir das. Ich habe mir jedenfalls vor kurzem mal wieder "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" angesehen. Nicht um mir Inspiration zu holen, sondern weil ich zu denen gehöre, die die Hobbit-Trilogie tatsächlich mögen. "Inspiriert" hat es mich dann irgendwie trotzdem, weil ein bestimmter Dialog sehr gut zu dem gepasst hat, worüber ich in letzter Zeit häufig nachgedacht habe.


Galadriel: "Wieso der Halbling?"

Gandalf: "Ich weiß es nicht. Saruman ist der Meinung, dass nur große Macht das Böse fernhalten kann. Aber ich habe anderes erfahren. Ich finde, es sind die kleinen Dinge, alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten. Einfache Taten aus Güte und Liebe."



Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten... Die kleinen Dinge.

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Und damit hab ich dann auch schon den mentalen Spagat geschafft, um zu dem Thema zu kommen, um dass es mir hier & jetzt geht. "Man sagt einander solche Sachen zu selten." ist ein Satz, der mich in den letzten Monaten verfolgt hat. Ein paar nette Worte gehen manchmal einen sehr weiten Weg, vor allem wenn sie - oft zufällig - genau zur richtigen Zeit kommen.

Sei es ein einfaches "Danke" für eine unbedeutende Nettigkeit, oder dafür dass man einfach zur richtigen Zeit "da war". Oder sei es ein Kompliment für eine unserer kleinen Errungenschaften... zu klein, um damit "prahlen" zu können, aber für jeden selbst vielleicht von großer Bedeutung. Anerkennung und das Gefühl, dass andere Interesse für uns aufbringen, sind wichtig. Wir können uns noch so oft einreden, dass es uns nicht interessiert, was andere von uns denken, aber es ist - so glaube ich - nie so ganz die Wahrheit, denn meist meinen wir damit nur jene, die uns ohnehin nichts, oder wenig bedeuten.

Jeder von uns hat schon längst gelernt, im Alltag eine Maske aufzusetzen, hinter der die meisten Emotionen verborgen bleiben. Freude und oft auch Wut lässt man im Allgemeinen durch, weil sie einen nicht angreifbar machen, aber Trauer, Betroffenheit und auch Rührung - all die Zeichen von "Schwäche" - bleiben meistens im Verborgenen und sind denen vorbehalten, denen wir wirklich vertrauen.

Und so kostet es manchmal Überwindung, sich für einen kurzen Moment zu öffnen, um einfach freundlich zu sein - nicht nur höflich. Man mag es dem Gegenüber oftmals nicht wirklich ansehen, aber ein paar nette Worte von Herzen sind im Allgemeinen ein sicherer Weg, um die Welt eines anderen für einen kurzen Moment ein bisschen heller zu machen. Vor allem, wenn es hinter der Maske grad eher düster aussieht.

Das gehört wohl zu den Dingen, die man erst so wirklich realisiert, wenn man selbst der Mensch hinter der Maske war. Mit ein bisschen Glück erkennt man dann, dass es die kleinen Dinge sind, die unserem Alltag aus Masken und Fassaden ein bisschen von der Distanz und Kälte nehmen, die alles umgeben, was nicht in unserer Komfortzone liegt.

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Für mich selbst kam diese Erkenntnis vor gar nicht allzu langer Zeit - nämlich an Himmelfahrt diesen Jahres. Ich habe meine übliche Radtour zum ersten mal allein unternommen, machte mir jedoch darüber keine besonderen Gedanken, weil ich wusste, dass ich an all meinen Stationen wohl Leute treffen würde, die ich kenne (was im Großen & Ganzen dann auch stimmte).

An einer Station kam ich zufällig mit einer jungen Frau ins Gespräch, die dort einen Fress- und Likörstand hatte und die ich bis dahin nicht kannte. Das Gespräch an sich war nichts besonderes... wir haben etwa eine halbe Stunde geredet - über dies & das. Als ich dann wieder los wollte und wir uns verabschiedeten meinte sie zu mir: "Es war schön, mit Dir zu quatschen. Du bist echt in Ordnung."

Nichts Besonderes, aber es kam zur richtigen Zeit, weil ich noch immer mit den Nachwirkungen der Trennung zu kämpfen hatte. Ich will natürlich nicht sagen, dass diese paar Worte von einer Fremden mein Leben verändert haben - natürlich nicht. Aber die Wirkung war groß genug, dass ich sie auch jetzt, Monate später, nicht vergessen habe.

Man sagt einander sowas zu selten... das ist mir in diesem Moment klar geworden. Denn andernfalls wären diese (doch recht unbedeutenden) Worte wohl nicht hängen geblieben.

Be the change you want to see - sei die Veränderung, die Du sehen möchtest, sagt man wohl. Ich versuche es... Man hat ja dabei auch nicht wirklich etwas zu verlieren.


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Sometimes it is the simple things
That help us through the day
A word of kindness - one that clings
Can come a lengthy way

Today it's me, tomorrow you
That is the one in need
A word of kindness - maybe two
Can often do the deed

So don't just store what should be shared
Like books upon a shelf
And show the world that someone cares

Become the change yourself


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Und sonst so?

Ich bin dazu übergegangen, meine Beiträge in mehreren "Sitzungen" zu schreiben und nicht mehr am Stück, so wie früher. Keine Ahnung, ich hoffe(!) dass ich es dadurch schaffe, nur zu veröffentlichen, was es auch wirklich wert ist, "gesagt" zu werden... Ob mir das gelingt, liegt wohl in Eurem Ermessen.

Nachdem ich so viele Jahre doch sehr wenig in dieser Richtung getan habe, ist kreativ zu sein wieder zu einer Art Sucht für mich geworden. Musik machen, schreiben und seit kurzem auch wieder Photoshop. Es hilft mir, den Kopf frei zu bekommen und mich nicht "nutzlos" zu fühlen. (Was haltet Ihr eigentlich vom neuen Banner?)

Jetzt, wo ich diesen Abschnitt schreibe, ist grad Sonntag und es regnet. In der vergangenen Woche hatte ich Urlaub, was gewissermaßen eine Besonderheit war, weil es der erste längere Urlaub war, seit ich hier in Wildau wohne. Ich hatte so meine Bedenken, wegen der vielen Zeit, die ich mit mir allein verbringen würde... Wer meinen letzten Beitrag gelesen hat, kann sich vermutlich denken, warum.

Letztendlich war es ganz in Ordnung. Zu unspektakulär zwar, um hier jetzt tolle Geschichten erzählen zu können, aber ich habe mich mit ziemlich vielen Leuten getroffen & die Zeit allgemein ganz ordentlich genutzt... Naja, zumindest solange man davon absieht, dass ich durchgängig zu viel getrunken habe. Sei es drum. Es gibt schlimmeres.

Nach normalen Standards ist diese Revision der vergangenen Woche wohl ziemlich lachhaft, aber ich verbuche es als kleinen Sieg. Ein weiterer Schritt Richtung Normalität.

Manchmal sind es die kleinen Dinge.

In jedem Fall hilft es mir, die Situation zu akzeptieren, wie sie jetzt ist. Ein Freund meinte gestern Abend zu mir "Es ist doch heutzutage nichts besonderes mehr, in unserem Alter nochmal 'bei Null' anzufangen." Ich denke, er hat Recht.

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[Aber ich mache mir nichts vor. Am Ende ist jeder Schritt nach vorne zwar wichtig... Dennoch bleibt er nur das - ein Schritt. Ein Schritt ins Ungewisse, bei dem es sich oft so anfühlt, als hinge es allein vom Glück ab, ob er uns auch wirklich nach vorne bringt. Ob er uns voran bringt, auf unserem Weg & in diesem Leben, in dem die Würfel ständig auf's Neue rollen.]

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Soviel für den Moment. Allen, die sich in DE aufhalten, wünsche ich schonmal einen schönen, kommenden Feiertag... Allen anderen dann einen angenehmen Donnerstag.^^

Also dann: Macht's gut, liebe Freunde. Schön, dass Ihr da wart...

...und vielleicht bis bald.


Micha



2 Kommentare:

  1. So, ich mache mal den ersten Schritt und belebe die Kommentare.

    Wir hatten das Thema ja bereits ein, zwei Mal - und du hast so recht, mit dem, was du beschreibst.

    Und das mit dem "bei null anfangen" sehe ich gar nicht so negativ - schließlich stimmt es ja auch nicht. Und selbst wenn - für einen (wenn auch erst einmal unfreiwilligen) Neuanfang ist es nie zu spät.

    PS: Die Schriftart deines Banners macht mich irgendwie fertig, erinnert mich zu sehr an eine Band. ^^ Und dieser Hund, wtf!

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    1. Ja, hatten wir. Ich glaube, Du warst sogar die erste, mit der ich darüber explizit geredet habe.

      Neuanfänge gehören wohl irgendie einfach dazu - freiwillig, oder unfreiwillig. Sei es drum. Time will tell.

      Welche Band? Die Schriftart ist aus einem Artwork zu "Per Anhalter durch die Galaxis", woher der Spruch "Don't Panic" stammt.

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